Kartierung des Bestandes an Feldlerchen im Landkreis

Helfen Sie uns und zählen von April bis Mitte Mai singende Männchen der Feldlerche

Die Feldlerche ist der Vogel des Jahres 2019, diese besondere Aufmerksamkeit wird ihr nun schon zum zweiten Mal zuteil, war sie doch auch schon 1998 Vogel des Jahres. Trauriger Hintergrund für diese doppelte Nominierung ist ihr drastischer Rückgang, der sich in den letzten Jahren auch noch beschleunigt hat, zwischen 1990 und 2015 reduzierte sich der Bestand um 38 Prozent. Die Rote Liste der bedrohten Brutvogelarten Deutschlands bezeugt den Rückgang und die aktuelle Gefährdung der Feldlerche: Stand die Feldlerche 1998 noch auf der Vorwarnliste der „Roten Liste der Brutvögel Deutschlands“, ist sie aufgrund des schnellen Bestandsrückgangs nun in Kategorie 3 als „gefährdet“ eingestuft. Wir möchten nun, aus gegebenem Anlass, den Bestand der Feldlerchen im Landkreis, mit Hilfe einer Kartierung erfassen. Dafür werden noch zahlreiche Helfer gesucht. Ziel ist die Erfassung singender Männchen, von Anfang April bis Anfang Mai, sollen diese an zwei verschiedenen Terminen erfasst werden, gelten sie doch als Revieranzeiger. Jeder Teilnehmer bekommt eine vorher festgelegte Fläche zugeteilt, in der er das Vorkommen von Feldlerchen, durch Eintragung in topographische Karten dokumentiert.                                                                                                                                                                                                            LBV Bildarchiv: Zdenek Tunka

 

 

Ansprechpartner:

Dorothee Bornemann          Hans Leppelsack

0173/3139432                        08441/492727

Ergebnisse einer Langzeitbeobachtung der Feldlerchen in der Gemeinde Schweitenkirchen

Naturschutzpreisträger Dr. Hans Utschik dokumentiert den starken Rückgang der Feldlerchenbestände

Erstmals wurden 2004 im Süden der Gemeinde und dann 2009 bis 2014 sukzessive auch in den übrigen Gemeindebereichen im Rahmen einer Lehrveranstaltung der TU München Brutvögel flächendeckend flächenscharf kartiert, darunter auch die Feldlerche. 2019 rief die LBV-Gruppe Pfaffenhofen dazu auf, die Feldlerchenvorkommen auf Landkreisebene zu überprüfen. Dies wurde zum Anlass genommen, um für alle aus den Erstkartierungen bekannten Feldlerchenvorkommen in der Gemeinde Schweitenkirchen den aktuellen Stand zu ermitteln, wobei auch die weitere Umgebung dieser Vorkommen mit überprüft wurde. Da sich die Feldlerchen in unserer hügeligen Region vor allem auf offene, flache, langestreckte Geländerücken konzentrieren waren die Bestände schon mit nur 3 Begehungen von Ende März bis Mitte Mai relativ zuverlässig zu erfassen.

 

Die Ergebnisse der Kontrolle von 2019 waren leider ziemlich erschreckend. Von den 531 in den Jahren 2004 bzw. 2009 bis 2014 festgestellten Feldlerchenrevieren waren 2019 nur noch 284 besetzt, und auch die Nachweiszahlen sanken trotz der 2019 gezielten, intensiven Nachsuche um etwa ein Drittel. Weitgehend verschwunden sind Einzelbruten mit bei der Erstkartierung nur 1 – 2 Nachweisen (Rückgang um ca. 80 %; vgl. Abb. 1). Aber auch große Kolonien mit 20 und mehr Nachweisen sind im Durchschnitt um mindestens 20 – 25 % geschrumpft. Nur im Südteil der Gemeinde haben sich die dort besonders großen Kolonien wie östlich von Schellneck vergleichsweise gut gehalten oder nahmen wie östlich von Ampertshausen sogar leicht zu. Aus weiten Bereichen vor allem im Norden und Westen des Gemeindegebiets ist die hier früher verbreitete Art dagegen weitgehend verschwunden. Zum Teil sind die Vögel wohl in die noch relativ guten Feldlerchenhabitate im Süden und Osten der Gemeinde abgewandert und haben dort den Bestandsrückgang abgemildert.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Abb. 1: Abnahme der Feldlerchenbestände von 2004 – 2014 bis 2019 in Abhängigkeit von der Koloniegröße 2004 – 2014. Häufigkeitskategorien der Feldlerchenkolonien (1 – 9): in 3 Begehungen insgesamt 1, 2, 3, 4–5, 6–10, 11–20, 21-30, 31–40, > 40 Feldlerchennachweise pro Kolonie.

Verantwortlich für die starken Verluste bei der Feldlerche sind hauptsächlich die Konzentration von Agrarflächen in immer größeren Schlägen, in dann auch noch teilweise bei der Fruchtfolge betriebsübergreifend synchron bewirtschaftet werden. Dadurch entstehen zum Teil ausgedehnte, homogene Mais- und Rapskomplexe (wie etwa 2019 westlich von Dürnzhausen), die die Feldlerche allenfalls noch randlich besiedeln kann. Infolge der „Energiewende“, vor allem nach 2006, hat der Verlust vieler der für die Feldlerche so wichtigen Kleinstukturen wie Ackerrainen, Schotterwegen, Ruderal- Extensivgrünlandinseln, offene Kleinbrachen usw. noch mal deutlich zugenommen. Negativ wirkt sich in der Gemeinde Schweitenkirchen auch eine deutliche Intensivierung bei Hopfenanbau aus. Die Feldlerche kann zwar im März/April auch vereinzelt am Rand von Hopfengärten nachgewiesen werden. Sobald der Hopfen aber stark zu wachsen beginnt werden diese Bereiche gemieden, denn der Steppenvogel Feldlerche liebt weite Horizonte.

 

Da verschiedene Gemeindeteile in verschiedenen Jahren kartiert und dann alle zusammen 2019 erneut überprüft wurden kann man die unterschiedlich langen Entwicklungszeiten der Feldlerchenbestände nutzen, um abzuschätzen, was mit der lokalen Feldlerchenpopulation wahrscheinlich weiter passieren wird (Abb. 2). Wenn man den Lerchenbestand der Erstkartierung bei 100 % absetzt, dann ist die Feldlerche im Ostteil in 5 Jahren um ca. 15 % und im Westteil in 8 Jahren um knapp 60 % zurück gegangen. Lässt man zunächst den feldlerchenreicheren Südteil mit seinen teilweise noch relativ großen Feldlerchenkolonien weg, dann dürften jedes Jahr ungefähr 5 % des Bestandes von 2019 verloren gehen und damit in spätestens 20 Jahren die Feldlerche aus dem Gemeindegebiet weitgehend verschwinden. Im Südteil kann das noch etwas länger dauern. Leider ist stark zu befürchten, dass ähnliche Entwicklungen große Teile des Tertiär-Hügellands betreffen.

Abb. 2: Brutbestandsverluste der Feldlerche in den verschiedenen Teilgebieten der Gemeinde Schweitenkirchen (graue Punkte; NE-NW 2009-2012, SW und Zentralbereich Z 2013, E 2014; schwarzer Punkt Südteil 2004) und Abschätzung des Zeitpunkts für einen Totalverlust der Feldlerche im Gemeindegebiet (durchgezogene Linie mit, durchbrochene Linie ohne Südteil).

 

Dem LBV Pfaffenhofen wurde eine Exceldatei zur Verfügung gestellt, die flächenscharfe Nachweisdaten (Gauß-Krüger-Koordinaten) zu den Kartierungen von 2004 – 2014 und 2019 enthält, mit markierter Zuordnung der Einzelnachweise zu Brutrevieren. Diese Daten sind über GIS relativ einfach mit einer topografischen Karte zu verschneiden und können als Grundlage dafür dienen, in 5 oder 10 Jahren erneut festzuhalten, wo sich der Bestandsrückgang beschleunigt hat bzw. wo Feldlerchenbestände besonders stabil waren. Weitere Informationen dazu bietet ein Artikel im Ornithologischen Anzeiger der OG Bayern, der voraussichtlich im Sommer/Herbst 2020 erscheinen wird.

Dr. Hans Utschick, 

Ergebnisse der Beobachtungen 2019

Beobachtungen geben keinen Anlass zur Entwarnung

Unsere Beobachter waren an ganz verschiedenen Standorten im Landkreis unterwegs und haben über einen Zeitraum von ca. 2 bis 3 Wochen die singenden Männchen der Feldlerche erfasst. Die Ergebnisse haben wir nun in einer Karte zusammen gefasst. Dabei zeigen sich zwei positive Schwerpunkte, bei Rohrbach und bei Jetzendorf wurden auf Teilflächen überdurchschnittlich viele Feldlerchen erfasst. Dafür war das Ergebnis z.B. rund um Scheyern oder auch bei Manching ernüchternd.

Baar Ebenhausen
Baar Ebenhausen
Manching Dürre Au
Manching Dürre Au

Haushausen bei Geroldshausen
Haushausen bei Geroldshausen
Kleinreichertshofen
Kleinreichertshofen

Parleiten
Parleiten
Rohrbach
Rohrbach

Jetzendorf
Jetzendorf
Ottersried bei Rohrbach
Ottersried bei Rohrbach

Scheyern
Scheyern
Bei Karlskron
Bei Karlskron