Im Einsatz für das Rebhuhn

Ergebnisse unseres großen Rebhuhnprojektes 2021

Gemeinschaftsprojekt des LBV mit vielen Mitwirkenden

LBv Bildarchiv Gunther Zieger
LBv Bildarchiv Gunther Zieger

Für die Kreisgruppe und engagierte Jäger und Landwirte stand das vergangene Jahr 2021 ganz im Zeichen des Rebhuhns. Im Rahmen eines Glücksspiralenprojektes, welches aus den Mitteln des Bayerischen Naturschutzfonds finanziert wurde, stand das Rebhuhn im Mittelpunkt. Es sollte die Frage beantwortet werden, wo im Pfaffenhofener Landkreis noch Bestände des hübschen Feldhuhns vorkommen. Die Datenlage aus den vergangenen Jahren war eher dürftig. Einige Jäger die sich intensiv um ihr Niederwild und damit um das Rebhuhn kümmerten, berichteten von ordentlichen Beständen in ihren Jagdrevieren.  Andere hingegen standen zu der Aussage, schon lange keine mehr gesehen zu haben. Die Vogelbeobachter des LBV hatten ein paar Gelegenheitsbeobachtungen vorzuweisen. Nach unzähligen Stunden im Gelände zeichnet sich nun ein etwas klareres Bild der Bestandssituation ab. In etwa 15 Gebieten, mit einer Gesamtfläche von rund über 80 Quadratkilometern, wurde intensiv nach Rebhühnern gesucht. Die Kartierer waren teils unwirtlichen Wetterbedingungen im kalten Frühling 2021 ausgesetzt, welche diese geduldig ertrugen und dabei wertvolle Daten erhoben. Die größte Dichte an Rebhühnern gibt es wohl eindeutig im Paartal im Bereich zwischen Hohenwart und Pörnbach. Dort konnten sicher über 20 Brutpaare, mit teils großen Rebhuhnketten, mit über 10 Individuen festgestellt werden. Ausschlaggebend hierfür scheinen die noch gut strukturierte Landschaft, mit vielen Brachen und Heckenstrukturen, engagierte Jäger und eine klimatisch günstige Lage zu sein. Weitere Hotspots sind die Bereiche zwischen Vohburg und Münchsmünster, das Irschinger Moos und der Höhenzug im Norden Mennings. Östlich von Geisenfeld bis etwa Unterpindhart und das Manchinger Gebiet um Pichl und Lindach sind auch noch respektabel besetzt. Wenngleich dort auch manche Teilpopulationen recht klein zu sein scheinen. Im Vergleich mit den wenigen historischen Daten aus den letzten 25 Jahren gab es sicher starke Bestandseinbrüche im Ilmtal zwischen Pfaffenhofen und Geisenfeld. Dort scheinen die Rebhuhnvorkommen deutlich geschrumpft zu sein. Vom gesamten Gemeindebereich Schweitenkirchen existieren langjährige Kartierdaten, die den Niedergang des Rebhuhns eindrucksvoll dokumentieren. Der Bestand ging dort über die letzten 15 Jahre bis auf Null im Jahr 2021 zurück. Ebenso eher rebhuhnfrei scheinen leider auch unsere Kontrollgebiete um Reichertshausen und Jetzendorf zu sein. Um unsere Kreisstadt gibt es auch nur noch vereinzelte Nachweise, etwa bei Förnbach und Prambach. Im Wiesenbrütergebiet Nummer 1, dem Feilenmoos, fehlt das Rebhuhn mittlerweile gänzlich, obwohl es bis in die 90er Jahren noch reichlich Nachweise gab.

 

Was kann nun getan werden, um den Abwärtstrend des Rebhuhns aufzuhalten oder im besten Falle umzukehren? Es braucht einen ganzen Katalog an ineinander greifenden Maßnahmen. Hier die wesentlichsten davon: Erhalt von breiten Heckenrainen und mageren Wiesen. Schaffung von Brachflächen mit jährlicher teilweiser Mahd. Förderung von KULAP-Maßnahmen zur Steigerung von Deckung und Nahrungsangebot. Auch doppelter Saatreihenabstand und vermehrte Ansaat von Hafer wären sehr hilfreich. Vertragsnaturschutzflächen mit gut aufeinander abgestimmten Mähterminen, aber auch intensives Prädatorenmanagement, insbesondere von Fuchs und Marder durch die Jägerschaft, ist wichtig. Auch die einzelnen Bürger können, durch Vermeidung sensibler Bereiche zur Brutzeit, zum Erhalt der Rebhühner, Fasane, Kiebitze, Brachvögel und Hasen beitragen. Auf Wegen bleiben und Hunde konsequent anzuleinen, sollte dabei eine Selbstverständlichkeit sein. Was das Projekt aber jetzt schon sicher gebracht hat ist ein wertvoller Dialog und Zusammenarbeit von Bauern, Jägern und Naturschützern. Flankiert von Maßnahmen, welche das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Form von KULAP und Vernetzungsstrukturen umsetzen will, und der fachlichen Rückendeckung von der Unteren Naturschutzbehörde, sollte die Zukunft des Rebhuhns doch auch bei uns zu sichern sein. Das abendliche „Kirräck“ des Rebhuhnmännchens im zeitigen Frühjahr sollten wir auch unseren Kindern und Enkeln noch gönnen.

 

Text Christian Huber

LBV Projekt zur Erfassung des Bestandes im Landkreis hat begonnen

So etwas würden wir gerne häufiger im Landkreis zu sehen bekommen, die Anzahl der Rebhühner ist aber dramatisch zurückgegangen. Bild Günther Zieger LBV Bildarchiv
So etwas würden wir gerne häufiger im Landkreis zu sehen bekommen, die Anzahl der Rebhühner ist aber dramatisch zurückgegangen. Bild Günther Zieger LBV Bildarchiv

Nur noch selten man das Rebhuhn in unserer Gegend leider zu hören oder gar zu sehen. Der Balzruf des Männchens, ein markantes „girrhäk“, ist rar geworden. Mehrere Vogelzählungen dokumentieren den dramatischen Rückgang der Rebhühner, auch im Landkreis, aus vielen Bereichen unserer Landschaft sind sie verschwunden. Im Feilenmoos und im mittleren Ilmtal etwa, dort konnte man sie vor etwa 15 Jahren noch deutlich häufiger beobachten. Dem LBV stellten sich folgende Fragen: Wie viele Rebhühner gibt es denn im Landkreis überhaupt noch? Und wo kommen diese noch vor? Wie kann man den Bestand durch Änderung der Flächenbewirtschaftung und Biotopvernetzung fördern. Daraus entstand das Projekt „Kartierung der Rebhühner im Landkreis“, welches nun Antworten auf diese Fragen geben soll.

 

In Zusammenarbeit mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF), den örtlichen Jägern, engagierten Bauern und natürlich den Aktiven der Kreisgruppe, sollen Maß-nahmen ergriffen werden, um die Zukunft der Rebhühner zu sichern. Schon im Anfangsstadium des Projektes gab es von im Rebhuhnschutz engagierten Jägern positive Bestandsmeldungen zu Rebhühnern in ihren Revieren. Das lässt für die Zukunft hoffen. Seit Anfang März werden Rebhühner mittels Klangattrappe in den Flächen, für die aus jüngerer Zeit aktuelle Nachweise vorliegen, ganz gezielt gesucht. Dabei geht es jetzt im zeitigen Frühjahr darum, alle balzrufenden Männchen zu finden. Diese reagieren auf die Klangattrappen, indem sie dem vermeintlichen Eindringling in ihr Revier antworten. Im Frühsommer sollen dann Junge führende Rebhühner lokalisiert werden. In einem weiteren Schritt sollen ausgewiesene Rebhuhnreviere gestaltet werden. Gefördert wird das Projekt vom Bayerischen Naturschutzfond, aus den Mitteln der Glücksspirale. Diese unterstützt jährlich Artenschutzprojekte in Bayern mit finanziellen Mitteln.

 

Das Rebhuhn stellt besondere Ansprüche an seinen Lebensraum, sein Verbreitungsgebiet liegt schwerpunktmäßig in halboffenen, steppenartig strukturierten Landschaften Europas bis Zentralsibirien. Unsere Ackerlandschaft früherer Prägung war daher ein optimal. Aufgrund intensiverer Landbewirtschaftung ist die Art insbesondere in Mitteleuropa extrem stark zurückgegangen. Es fehlt dem Rebhuhn an schütteren Brachflächen in wärmeren Gegenden, durchsetzt mit vielen Hecken und eher kleinparzelligen Feldern, mit unterschiedlichen Ackerfrüchten.  Im Landkreis fanden sich ursprünglich solche Gebiete, etwa in den Flusstälern von Ilm und Paar, sowie in den (ehemaligen) Niedermoorgebieten im Donautal, etwa dem Feilenmoos oder dem Irschinger Moos. Wo alle Bedingungen günstig sind, findet man noch etwa 30 Brutpaare auf einen Quadratkilometer. Aktuell lebt in den meisten Gebieten hochgerechnet etwa ein einziges Brutpaar auf gleicher Fläche. Das Rebhuhn baut im Mai gut versteckt in Hecken oder Feldrainen sein Nest, in das es etwa 10-20 Eier legt.  Nach gut drei Wochen, in denen nur das besser getarnte Weibchen brütet, schlüpfen dann innerhalb eines Tages die Jungen. Das Männchen hält in dieser Zeit immer in der Nähe des Nestes Wache. Die jungen Nestflüchter werden dann von beiden Elternteilen geführt und bei Gefahr gewarnt. Die Schlupfquote der Gelege ist dabei recht hoch. Allerdings erreichen nicht mal 20% der geschlüpften Jungen das Erwachsenenalter. Die Familienverbände, im Fachjargon auch Ketten genannt, bleiben bis ins zeitige Frühjahr beisammen.  Der Verlust ist bedingt durch Mahd, Prädation, Nahrungsmangel und Witterung sehr hoch.

 

Der LBV ist für jede Beobachtungsmeldung aufmerksamer Naturfreunde sehr dankbar. Nur somit lässt sich ein möglichst umfangreiches Verbreitungsbild für den Landkreis erstellen